Erfahrungsberichte aus den USA

Eine Zeit lang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu leben, ist der Traum vieler. Vom "Big Apple" an der Ostküste, bis hin zu unendlichen Weiten und der Westküste samt des "Californian Dream". Die amerikanische Kultur erleben gelingt durch eine Sprachreise in unterschiedliche Destinationen und resultiert in einzigartigen Erfahrungen wie bereits in den ersten Zeilen von Erzählungen vieler Teilnehmer zu entnehmen ist.

Nicola Froelich

Meine Reise begann am Samstag, den 10. September. Ich gebe zu, dass ich das Flugzeug ziemlich nervös bestiegen habe. Fragen wie „Was wird mich erwarten? Hoffentlich klappt alles mit dem Treffen am Apartmenthaus. Bin ich mit Mitte 30 die älteste „Sprachschülerin“? Der Flug nach Boston dauert ca. 7 Stunden und war dank eines guten Unterhaltungsprogramms sehr angenehm. Mit jeder Stunde wich die Nervosität der Vorfreude. Sogar die „Immigration“ ging schnell und ich bin an einen sehr netten Beamten geraten. Eine kurze Taxifahrt später, war ich an meinem Zuhause für die nächsten 3 Wochen angekommen. Obwohl ich weiß, dass es für das Verbessern meiner Sprachkenntnisse besser gewesen wäre in einer Gastfamilie zu wohnen, entschied ich mich für ein Studio-Apartment im ESL Townhouse. Für mich sollte die Reise sowohl einen Urlaubs- als auch Bildungscharakter haben und daher war mir ein gewisses Maß an Unabhängigkeit sehr wichtig. Und ich sollte es nicht bereuen. Die Lage des Apartments war super. In einer schönen, ruhigen Gegend, direkt gegenüber eines Parks und ein idealer Ausgangspunkt zum Stadtkern und der Sprachschule. Ich bin sehr nett empfangen worden und das Apartment war ganz neu eingerichtet, also ideal um sich dort wohlzufühlen.  Am nächsten Tag habe ich mir eine Wochenkarte für die U-Bahn – „The T“, wie sie in Boston genannt wird- gekauft und habe mir den Weg zur Sprachschule angeschaut, damit ich am Montag nicht verzweifelt suchen mussJ Aber schon an diesem ersten Tag habe ich gemerkt, dass diese Sorge völlig unbegründet ist. Sich in Boston zurechtzufinden ist total unkompliziert und problemlos. Schon nach wenigen Tagen, habe ich weder Stadtplan noch U-Bahn Plan gebraucht. Mein täglicher Weg, war ein kurzer Fußweg zur Northeastern University, dann mit der Green Line bis Boylston und dann wieder ein kurzer Fußweg zur Sprachschule LSI. Am ersten „Schultag“ habe ich dann auch gesehen, dass ich definitiv nicht die Älteste bin...Es ist natürlich schon so, dass ein großer Teil der Schüler zwischen 20 und 25 ist. Sie stecken meistens mitten im Studium und sind auch über einen längeren Zeitraum dort. Aber genau die unterschiedlichen Hintergründe machen so was ja auch gerade interessant. Zuerst gab es die „Orientation“, in der Organisatorisches besprochen wurde. Dann folgte der Einstufungstest, bestehend aus einem schriftlichen Test, dem Hörverständnistest und einem kurzen Interview. Für Diejenigen, die nur den Standardkurs (nur morgens Unterricht) gebucht haben, ging der eigentliche Unterricht erst am nächsten Tag los. Ich war so ein „Standardkursler“ und hatte dadurch viel Zeit die Stadt, die Umgebung und die vielen (Einkaufs!)Möglichkeiten kennenzulernen. Am nächsten Tag erfuhren dann alle „Neuen“ in welche Kursstufe sie eingeteilt wurden. Ich war ein bisschen überrascht, dass sie mich in den „Advanced“ Kurs gesteckt haben, weil ich dachte meine communication skills wären ziemlich eingerostet. Bei den Grammatikthemen wurde mir auch recht schnell bewusst, das meine Schulzeit schon lange zurück liegt...Aber trotz der anspruchsvollen Texte und Themen, habe ich mich schnell eingefunden. Peter, unser Lehrer hat den Unterricht auch immer interessant und witzig gestaltet. Unser Kurs war auch geografisch interessant zusammengesetzt. Wenn alle anwesend waren, waren wir 11 Leute, die aus Saudi Arabien, Spanien, Korea, Brasilien, der Schweiz und Deutschland kamen. Daher sind immer spannende Diskussionen  zu verschiedenen Themen entstanden. Einmal haben wir auch eine Schnitzeljagd gemacht, auf der wir einige skurrile Dinge in der Umgebung zusammensuchen mussten. Am Wochenende konnte man dann Ausflüge in die Umgebung machen. Ich habe Martha’s Vineyard, Salem und Cape Cod besucht. Mein Aufenthalt viel auch gerade noch in die Whale watching season. Also dachte ich mir: Das musst Du unbedingt auszuprobieren. Obwohl ich skeptisch war, denn meistens ist man bei Touren, auf denen man Tiere sehen will enttäuscht weil man nicht das Erwartete sieht. Man fährt ca. 1 Stunde aufs Meer, bis man an gewisse Stellen kommt, an denen sich die Tiere gerne aufhalten. Natürlich ist erstmal eine Weile gar nichts passiert. Aber dann tatsächlich ist gar nicht weit vom Schiff entfernt ein ziemlich großes Exemplar aufgetaucht. Sie zeigen sich meist nur kurz, aber man kann schon sehen wie gewaltig diese Tiere sind. Wir haben dann doch noch einige Wale auftauchen sehen und ich finde die 45$ haben sich gelohnt. Boston liegt ziemlich nahe an New York (mit dem Bus 4 Stunden, 30 $), was bei Vielen –gerade bei den Jüngeren- hoch im Kurs stand. Da ich schon zweimal dort war, war das für mich nicht so interessant. Zum Mittagessen fand ich den Quincy Market toll. Ist zwar etwas teurer, weil auch immer sehr viele Touristen dort sind, aber nirgends gibt es so viel Auswahl auf einem Fleck. Und die Atmosphäre der alten Markhalle mit der riesigen Kuppel in der Mitte ist irgendwie typisch Boston. Man kann z.B. die berühmte „New England Clam Chowder“ probieren. Und selbst wenn man wie Ich kein ausgeprägter „Seafood-Liebhaber“ ist, muss ich zugeben, dass sie tatsächlich gut schmeckt. Ein großer Vorteil von Boston, im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Großstädten ist, dass hier alles sehr fußgängerfreundlich ist. Es gibt einen historischen Fußweg quer durch die Stadt, der an vielen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Der „Freedom Trail“ ist mit roter Farbe auf dem Fußboden gekennzeichnet, man kann sich also nicht verlaufenJ Laut Karte dauert er ca. 90 Minuten, wenn man sich aber alles richtig anschauen möchte, stimmt die Angabe überhaupt nicht! Wir haben mit einer Pause den ganzen Nachmittag gebraucht und die Füße taten uns danach ganz schön weh. Aber man sieht viele interessante Ecken der Stadt und es ist eignentlich auch ein „Must-See“ für jeden Boston Besucher. Der Trail beginnt am Boston Common, ein großer, sehr schön angelegter Park im Stadtkern. Hier lässt sich so mancher, schöner Sommertag verbringen. Überhaupt gibt es viele grüne Oasen. Ich bin auch gerne entlang des Charles River spazieren gegangen. Auf der Boston Seite gibt es die Esplanade, ein schöner Platz zum Relaxen. Wenn man dann über die Harvard Bridge auf die Cambridge Seite läuft, hat man einen wunderschönen Blick auf die Skyline der Stadt (an einem schönen Tag mit den vielen typischen Segelbooten). Einen Tag muss man natürlich auch Cambridge widmen. Es wird nicht als Stadtteil von Boston, sondern als eigene Stadt gesehen. Hier steht alles im Zeichen von Harvard. Die Aura der klugen Studenten, kann man förmlich spürenJ Der Campus von Harvard ist sehr schön und ehrwürdig, aber das kann man bei den Studiengebühren wohl auch erwarten...In Cambridge gibt es viele kleine Cafes und Geschäfte, in denen man nach witzigen Sachen stöbern kann. In den 3 Wochen, die ich in Boston verbracht habe, ist es mir nicht langweilig geworden. Mein Buch, das ich für „diesen Fall“ mitgenommen habe, wurde unaufgeschlagen wieder in den Koffer gepackt. Und der war bei meiner Rückreise randvoll mit Erinnerungen und Erlebnissen (okay, und auch  mit neuen Klamotten...)

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