Eigentlich wollte ich meine Sprachreise ja nach Exmouth machen, doch durch einen Zufall hörte ich von der Insel Jersey. Jersey ist eine von den Channel Islands, die direkt an der französischen Küste liegen. Doch trotz der Nähe zu Frankreich, gehört sie zu England. Für mich war Jersey ein Glücksgriff, wie sich am Ende meiner Reise rausstellen sollte. Schon auf der kurzen Fahrt vom Flughafen zu meiner Gastfamilie, die in St. Helier, der Hauptstadt von Jersey wohnt, war ich ganz angetan von der Insel und auch etwas überrascht über den starken Verkehr. Obwohl Jersey nur eine kleine Insel ist, herrschte auf der Hauptstraße das gleiche Chaos wie das in einer mittleren Großstadt und man hat das Gefühl ganz Jersey bestehe nur aus Ampeln und Einbahnstraßen. Während wir durch die vielen, kleinen Gassen von St. Helier fuhren, fiel mir sofort der französische Einschlag, der sich besonders durch die Straßennamen bemerkbar macht, auf. Doch noch überraschter war ich, als wir die hektische Metropole hinter uns ließen und den Hügel hinauffuhren, wo sich eine hübsche, ruhige Reihenhaussiedlung befindet. In einem dieser Häuser wohnte meine Gastfamilie. Noch am selben Nachmittag unternahmen wir eine Inselrundfahrt und ich war begeistert von den Gegensätzlichkeiten der Insel. Auf der einen Seite hat man die Zivilisation der Großstadt und kaum ein paar Kilometer weiter die ursprüngliche Natur, mit ihren Klippen und der idyllischen Einsamkeit, wo man den Trubel der Stadt entfliehen und in Ruhe entspannen kann. St. Helier verfügt selbst über einen Sandstrand, der direkt neben der Hauptstraße liegt. Zur Mittagszeit begegnet man dort vielen, einsamen Strandläufer oder Geschäftsleute, die ihre Pause zu einem kleinen Spaziergang nutzen. Vom Strand aus hat man auch einen wunderbaren Ausblick auf Elizabeth Castle, einer beeindruckenden Festungsanlage, die auf einer Felseninsel direkt vor St. Helier erbaut wurde. Was die Einkaufsmöglichkeiten in der Hauptstraße betrifft, so gibt es dort eine gigantische Einkaufsmeile, in der man wirklich alles bekommt. Das Beste war jedoch der Unterricht am College. Das St. Brelade’s College befindet sich in St. Aubin, einem Stadtteil von St. Brelade und etwa 15 Busminuten von St. Helier entfernt. Die Sprachschule ist zwar in einem kleinen Gebäude untergebracht, aber bestens ausgerüstet. Sie besitzen einen großen Aufenthaltsraum, in dem sich Kaffee- und ein Süßigkeitsautomaten befinden sowie eine Mikrowelle, wo man sich mitgebrachte Speisen aufwärmen kann. Sogar Computer mit Internetzugang und eine kleine Bücherei stehen einem dort zu Verfügung. Falls irgendwelche Probleme oder Fragen auftauchen sollten, so ist die Schulleitung stets für ihre Studenten da und ist bemüht die Probleme zu lösen. Man fühlte sich dort einfach sofort gut aufgehoben und spürte die familiäre Stimmung, die dort herrscht. Der Unterricht selbst ist zwar locker aber sehr effektiv, da in einem Kurs max. nur 8 Schüler sind und somit eine intensive Betreuung des einzelnen Teilnehmers gegeben ist. Obwohl ich nur 1 Woche dort war, habe ich hier sehr viel mehr gelernt, als in dem Englischkurs, den ich in Deutschland besucht hatte. Vor allem aber habe ich meine Hemmungen verloren vor anderen frei heraus Englisch zu sprechen. Nämlich auch auf der Schule war man dazu gezwungen Englisch zu sprechen, da die Studenten aus ganz Europa kamen wie z.B. Portugal, Slowakei oder Frankreich. Außer mir selbst war nur noch ein weiterer Deutscher Teilnehmer dabei, der allerdings in einem anderen Kurs war als ich selbst. Dies war wahrscheinlich auch besser so, da man erst gar nicht in die Versuchung kam in seiner Heimatsprache zu sprechen. Was die Kurseinteilung betrifft, so wurde diese durch einen Einstufungstest, der am ersten Schultag durchgeführt wurde, vorgenommen. Anhand dieses Testes sahen die Lehrer wie weit unsere Englischkenntnisse waren und teilten und dann in die jeweiligen Levelkurse ein. Da ich mich für einen Standardkurs d.h. 4 Lektionen pro Tag à 45 Minuten entschieden hatte, hatte ich nur morgens Unterricht und somit nachmittags Zeit für meine Entdeckungstouren durch die Stadt. In den ersten 1,5 Stunden morgens fand Grammatikunterricht statt und danach war eine halbe Stunde Pause angesagt. Anschließend wurde uns das freie Reden und die richte Aussprache gelehrt. Die Lehrer an dieser Schule sind wirklich einmalig und sie sind sehr daran interessiert, daß jeder wirklich alles versteht und soviel wie möglich lernt. Aber alles natürlich ohne Druck, sondern auf eine ungezwungene Art. So macht lernen Spaß. Für Studenten die den Intensivkurs gebucht hatten, fand nachmittags noch mal Unterricht statt und anschließend wurden Exkursionen wie z.B. der Besuch des Jersey Zoos, Shoppingtour in der Stadt oder sogar Sport, angeboten. Während die Teilnahme für Jugendliche Pflicht ist, können die erwachsenen Studenten frei wählen ob sie daran teilnehmen oder nicht. Man sieht also, daß sich das College wirklich Mühe gibt und daß dort Langeweile gar nicht aufkommt. Was man sich aber unbedingt ansehen sollte, ist der Hafen von St. Helier. Dieser ist zwar nicht zu vergleichen mit den großen Hafenanlagen, da er sehr viel kleiner ist, aber der Ausblick, den man, von der Promenade aus hat, aufs offene Meer bzw. auf Elizabeth Castle, die direkt vor einem liegt, ist einfach fantastisch. Und wenn dann noch der Wind einem durchs Haar bläst und die tief dunkelblauen Wellen gegen den Kai schlagen, spürt man nur allzu deutlich was das Wort Freiheit bedeutet. Wenn man sich bisher noch nicht unsterblich in Jersey verliebt hat, dann tut man es jetzt. Ansonsten kann ich wirklich nur jedem empfehlen Jersey für sich selbst zu entdecken. Die Menschen hier auf der Insel sind wirklich überaus freundlich und hilfsbereit und meine Gastfamilie, insbesondere die Gastmutter hat sich wirklich darum bemüht meinen Aufenthalt dort zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden zu lassen. Vor allem gefiel mir am besten, daß sie mir das Gefühl vermittelte ein Mitglied ihrer Familie zu sein und daß sie mich stets immer mit in die Gespräche einbezog. Ich hatte wirklich Glück mit meiner Gastfamilie und bin ihr sehr dankbar für die super schöne Woche, die ich bei ihnen verbringen durfte. Was die englische Küche anbelangt, so kann ich versichern, daß trotz aller Behauptungen, das Essen wirklich gut geschmeckt, auch wenn man im ersten Moment etwas stutzig guckt, wenn man Pommes mit Pizza und Brot serviert bekommt. Doch wenn man es erst einmal probiert hat, ist man sehr überrascht, daß es so lecker schmeckt. Ich würde jederzeit wieder nach Jersey fahren.